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Ideen über Bildung, Erziehung, Schule...

Als Französin, die seit 1990 in Frankreich, in Deutschland und in 17 verschiedenen Schulen (Gymnasien, Gemainschaftsschulen, Berufsschulen, elitäre Schulen + Arbeit in einer Schulbehörde) unterrichtet hat, und die Interesse in anderen Schulsysteme hat, habe ich einiges festgestellt und möchte hier Vorschläge teilen.

(Entschuldigung im Voraus für die Fehler)...
Ich werde diese Seite ab und an aktualisieren und bereichern.

 

1 / Die Schüler so spät wie möglich trennen. Das deutsche System, wo sie schon als kleine Kinder getrennt sind, ist schockierend. Wie kann man wünschen, dass die Menschen sich gut verstehen, friedlich zusammen leben, wenn sie schon als Kind sich nicht treffen?
Wie kann man erwarten, dass ein-e Jugendliche-r sich in der Gesellschaft wohl fühlt, wenn er seit der 5. Klasse  (in Stadtteilschulen oder Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe) das Gefühl gewonnen hat, dass er7sie etwas nie schaffen wird, dass er/sie nur für eine Art von Berufe geeignet ist?
Wie kann man erwarten, dass ein-e Jugendliche-r sich in der Gesellschaft gut benimmt, wenn er seit der 5. Klasse  (Gymnasia und elitäre Schulen) das Gefühl gewonnen hat, dass er alles besser als die anderen weiß und kann?

Lösung: Alle Schüler bleiben zusammen bis zum Ende der 9. Klasse / 16. Jahre alt, aber mit:

- einem interdisziplinären Schulprogramm  in der Grundschule und bis zur 7. Klasse, wo die Schüler in vielen verschiedenen Fächern (inklusive Handwerk, Kochen und Gartenarbeit u. a.) für 1 Projekt arbeiten (wie in Finland), z. B. einen Tisch herstellen, eine Reise organisieren, etwas im Umgebung zu verbessern (Einrichtung eines Zimmers oder eines Gebäudes, Pflanzung eines Gartens) usw.
Als Kunstlehrerin benutze ich ab und mathematische Begriffe (für Perspektive) und die Schüler sind jedes Mal überrascht, weil sie glauben, dass Mathe mit dem Alltag nichts zu tun haben! Mehr Sinn geben bedeutet auch mehr Motivation und Konzentration haben. Man versteht und lernt auch besser, wenn eine Information aus verschiedenen Quellen-Lehrern kommt und mit anderen verbunden ist.

- Modülarem Unterricht ab der 8. Klasse. Auswahl zwischen Technik, Handwerk, eine 3. Sprache, Agrarökologie, mehr Sport usw., u. a. mit Praktika in Unternehmen, in der Verwaltung,  Verbände und Bauernhöfen. Diese Mödularität gilt auch für das Niveau in einem Fach. In Hamburg gibt es ein Gymnasium, wo die Schüler von einem bestimmten Alter die Wahl zwischen verschiedenen Matheunterricht haben, so dass jeder mit seinem eigenem Tempo lernen kann.

- Flexibilität: Ein Schüler darf verschiedene Arten von Optionen probieren. Das Ziel ist nicht, dass sie sich schon für einen Beruf so früh entscheiden, sondern dass sie verschiedenen Branchen entdecken.

 

2 / Den Unterricht mit dem Leben und der Gesellschaft verbinden: Die Nachrichten.

...Das ist mein Steckenpferd...

Zu viele Schüler denken, dass viele Fächer unnötig sind und sind nicht davon bewusst, dass die Bildung hilft, die Welt zu verstehen.
Ich habe auch festgestellt, dass die Diskussionen über aktuelle Themen sie sehr interssiert, sie sind auch stolz, sowas zu verstehen!

Lösung: Die Neugier und die Motivation steigern, wenn die Schüler die Welt verstehen können! In allen Fächern sollte man die Zeit nehmen, ab und an über aktuelle Themen zu sprechen: Erfindung einer Lösung im Bereich Energie und Umwelt, Probleme in der Gesellschaft analysieren, über eine Entdeckung in der Astrophysik oder Naturwissenschaft informieren,Debatte über einen Kunstwerk, eine politische Lage oder Krise erklären, eine-n Nobelpreisträger präsentieren, die Herausforderungen eines Sportereignisses zeigen usw.

Dadurch kann man auch Debatte einführen, die Komplexität einer Lage zeigen, Meinungen nuancieren, auch Fragen stellen, die verschiedenen interessanten Antworten haben, den Zweifel als Mittel für Fortschritte betrachten und Probleme relativisieren.

 

3 / Wissen und Glauben trennen

Religionen sollen in öffentlichen Schulen als Teil der Geschichte und der Kultur studiert werden.
In der Gemeinschaftschule, wo ich seit letztem Jahr unterrichte, gibt es ab der 6. Klasse die Wahl zwischen Evangelische Religion, Katholische Religion und... Philosophie! Die zahlreichen Muslime fühlen sich diskriminiert und die Christen lernen nicht, andere Religionen und Atheismus zu verstehen. Die Schule soll nicht das Glauben der Eltern bestätigen oder ausschließen, sondern den Geist öffnen, oder?

Lösung: Religionen im Geschichteunterricht studieren und Austausch über Glauben (darunter Religionen) als Teil eines Philosophie-Ethik-Zusammenleben-Glück-Unterrichts ("Philosophie und Wohlfühlen", "Philosophie, Ethik und Glück" oder ganz einfach "Gedanken"?) führen. Ein Unterricht, wo man auch "Glück" unterrichtet (z. B. : Glück als Unterrichtsfach) und wo man auch über aktuelle Themen sprechen kann.

 

4 / Eltern/Schule: Rollen festlegen, Charta unterschreiben.

...Das ist auch mein Steckenpferd...

Verhaltensprobleme sind immer häufiger, viele Lehrer leiden darunter und Schulleiter sind überfordert und machtlos...
Und viele Eltern wissen nicht, welche Grenzen im Verhalten zu definieren sind... Es gibt viele Misverständnisse über was normal oder nicht ist!
Und die Schüler, die Bedarf an psychologischer Betreuung haben, bekommen sie oft nicht, weil die Eltern keinene Termin machen (ob mit Absicht oder weil, es keinen Platz frei gibt!)...

(Teil der) Lösung:

- Die Eltern eine Charta lesen und unterschreiben lassen, in der sie sich verpflichten, einige Grundsätze bei der Erziehung ihres Kindes durchzusetzen, z. B.: Mein Kind soll höflich sein (Guten Morgen, Bitte, Danke, Entschuldigung), kann ruhig warten, ist nicht gewaltätig, kann die Sachen wegräumen und einen Tisch säubern, ich garantiere, dass es seine Schulsachen mit bringt, dass es zu Hause Zeit hat, um sich zu entspannen und Hausaufgaben zu machen, ich garantiere, dass es keinen Zugang zu verbotene Webseiten hat, dass es morgens genug frühstückt, dass ich und mein Kind Gleichheit und Respekt für alle als Werte anerkennen, usw.

+ Obligatorische Betreuung durch einen Psychologen, wenn nötig, auch ohne das Erlaubnis von den Eltern. Dazu sollen Psychologen der Schule zur Verfügung stehen. Wer bezahlt sie? Entweder es gibt genug Geld und sie sind für alle kostenlos, oder sie sind kostenlos nur für die Familien, die Geldprobleme haben.

 

5 / Schulprogramme entwerfen, die Zeit für Projekte lassen

Mit Interdisziplinarität lernt man sowieso schneller und besser.
Ein Schulprogramm soll man in weniger als 1 Schuljahr unterrichten können, um Zeit für besondere Projekte zu haben (Reisen, künstlerische Veranstaltungen, Nachhilfe für Schüler, die Schwierigkeiten haben oder lange Zeit krank waren usw)

Über die Inhalte gibt es natürlich auch viel zu verbessern!
Von der Kenntnis der Gesetze über die Fähigkeit, ein Fahrrad zu reparieren, bis hin zur Permakultur gibt es noch viel zu tun...

 

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Von Armelle Maguer, Künstlerin, Kunstlehrerin, Mutter, Französin, die in Schleswig-Holstein lebt und "Volty" seit 2018 ist.
armellemaguer@gmail.com
armellemaguer.fr